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Meteotsunamis nach Tonga-Eruption - Auch Druckwellen können Tsunamis auslösen

16:32
5. Februar 2022

Auch Druckwellen lösen Tsunamis aus
Meteotsunamis nach Tonga-Vulkaneruption

Das Video zeigt einen Meteotsunami auf Mallorca aus dem Juli 2018

Die Flutwellen von Tsunamis werden meist von Erdbeben ausgelöst, können über 10 Meter hoch werden und noch Tausende Kilometer entfernte Küsten verwüsten. Kaum bekannt sind dagegen die sogenannten "Meteotsunamis", Tsunamis, die nur durch Schwankungen des Luftdrucks entstehen.

Meteotsunamis treten relativ häufig an den Küsten der Balearen auf, aber auch in anderen Meeresgebieten gibt es diese gezeitenunabhängigen Flutwellen. Sogar auf den Großen Seen Nordamerikas wurden sie schon beobachtet. Zum Glück wird diese Tsunamiart meist nur wenige Dezimeter hoch, hat aber an dafür besonders anfälligen Küstenabschnitten auch schon mehrere Meter Höhe erreicht.

Vulkanausbruch löst weltweit Meteotsunamis aus

Ein besonders erstaunlicher Fall von weltweit aufgetretenen Meteotsunamis ereignete sich Mitte Januar in Folge des extremen Vulkanausbruchs im südpazifischen Tonga-Insel-Archipel. Dieser hatte nicht nur an den Küsten des Pazifiks teils meterhohe Tsunamiwellen verursacht, sondern auch im Atlantik und sogar im Mittelmeer kleinere Meteotsunamis ausgelöst.

vulkanDie Eruptionswolke des Tonga-Vulkans schoss mehr als 30 Kilometer hoch in die Erdatmosphäre. - © NASA

Doch wie konnte es dazu kommen, dass solche Flutwellen sogar an Meeresküsten fernab des Pazifiks aufgelaufen sind und das auch noch bevor der Tsunami im Pazifik etwa die Küsten Nord- oder Südamerikas erreicht hatte?

Der Schlüssel zu diesem Rätsel liegt in der gigantischen Druckwelle der Vulkanexplosion. Diese raste mit Schallgeschwindigkeit rund um die Erde und war somit deutlich schneller unterwegs als die von der Eruption unmittelbar verursachten Tsunamiwellen. Dabei betrugen die abrupten Luftdruckschwankungen mehrere Hektopascal, genug, um auch das Wasser der überstrichenen Meeresregionen in Schwingung zu versetzen.

Flutwellen in Irland bis zu 75 Zentimeter hoch

Diese Schwingungen erreichten zwar auf dem offenen Atlantik nur etwa 10 bis 20 Zentimeter Höhe, doch damit noch genug, um an exponierten Küstenabschnitten mit verengenden Küsteneinschnitten deutlich höher aufzulaufen. So wurde an der Irischen Küste von bis zu 75 Zentimeter hohen Wellen berichtet, in der Karibik und im Mittelmeer lief dieser Meteotsunami immerhin mit noch deutlich wahrnehmbaren 10 bis 20 Zentimeter Höhe auf.

Das Besondere an diesem Meteotsunami war nicht seine Höhe, sondern die außergewöhnliche Weitläufigkeit seiner Wellen. Erstmals seit der Forschung hochpräzise Messinstrumente zur Verfügung stehen, konnte eine so großräumige Wechselwirkung zwischen plötzlichen Luftdruckschwankungen und den Meeresoberflächen beobachtet werden.

Druckwelle umrundet mehrfach die Erde

Wie die Instrumente verrieten, umrundete die Druckwelle der Vulkaneruption die Erde sogar mehrfach. Die dabei ausgelösten Luftdruckschwankungen erreichten selbst in Europa noch 2 bis 3 Hektopascal binnen weniger Minuten:

marburgSelbst in über 11.000 Kilometer Entfernung ließ die Druckwelle des Tonga-Vulkans den Luftdruck noch um mehr als 2 Hektopascal schwanken. - © Jürgen Vollmer

Die beim Ausbruch des Tonga-Vulkans gewonnenen Erkenntnisse lassen Forscher vermuten, dass große Vulkaneruptionen auch schon in der Vergangenheit weltweit Meteotsunamis ausgelöst haben dürften.

Bei allem Leid, das der Ausbruch des Hunga Tonga-Hunga Ha'apai in den betroffenen Regionen angerichtet hat, war dessen Eruption für die Forschung auch ein Glücksfall. Denn die akribische Erfassung solcher Naturkatastrophen kann dabei helfen, sich in Zukunft auf ähnliche Ereignisse besser vorzubereiten und womöglich viele Menschenleben retten zu können.

Vulkanausbruch im Südpazifik

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